Badische Zeitung 14. Juli 2015

  

"Rock Mi" war der Hammer

"Rhapsodie in Air": Die Berge waren Thema bei einem Konzert des Musikvereins Eschbach im Pfarrhof der St.-Jakobus-Gemeinde.

 

Josef Heckle dirigierte das Open-Air-Konzert „Rhapsodie in Air“ des Musikverein Stegen-Eschbach im Pfarrhof. Foto: Hans Jürgen Kugler
Mit gleich drei Alphörnern bereicherte der Musikverein Stegen-Eschbach sein Klangspektrum beim diesjährigen Open-Air-Konzert. Foto: Hans Jürgen Kugler

STEGEN-ESCHBACH. Hoch hinaus ging es bei der nunmehr siebten Rhapsody in Air des Musikvereins Stegen-Eschbach, dem Sommerkonzert im Pfarrhof der St.-Jakobus-Gemeinde.

Thema in diesem Jahr, die Berge, wie unschwer an der wie immer liebevoll gestalteten Dekoration (federführend: Melanie Gremmelsbacher) zu erkennen war: Neben dem wandfüllenden Alpenpanorama findet sich eine ausgewachsene Seilbahnkabine samt Skiern und Snowboard am Bühnenrand; eine Wildsau wühlt zu Füßen der Klarinettistinnen in den Blumenbeeten; ein stolzer Adler hält auf dem Brunnen Ausschau. Die Damen an der Theke stilgerecht im Dirndl gewandet, und ein fachgerecht gestapelter Ster Feuerholz steht auch noch zur Versteigerung bereit.


 Die musikalische Reise eröffneten die Musikerinnen und Musiker unter der Leitung von Josef Heckle ganz international mit einem Stück aus den Bergen Schottlands: "Highland Cathedral", eine Dudelsackmelodie, die von den Deutschen (!) Ulrich Roever und Michael Korb anlässlich der Highland Games 1982 komponiert wurde und sich längst zur inoffiziellen schottischen Nationalhymne gemausert hat, wie Moderatorin Sophia Läufer kenntnisreich und informativ ausführte. Eine Bergwanderung durch die Südtiroler Alpen beschreibt in atmosphärisch dichten Bildern die "Alpina Saga" von Thomas Doss. Glockenläuten zeugt von ländlichem Idyll, das Grollen der Pauken gemahnt an gefährliche Wetterumschwünge in den Bergen. Die Kraft der Natur ist in jeder Note zu spüren. Die transparent geführten Register und die ausgezeichnete Akustik im Pfarrhof der St.-Jakobus-Kirche ließen jede Instrumentengruppe gut zur Geltung kommen.

Auf einen Berg in Oman geleitete der Musikverein die Zuhörer mit "Mountain oft the Sun" von Bob Grice. Die Komposition beschreibt zunächst einen Sonnenaufgang auf dem Berg und zaubert mit zahlreichen melismatischen Melodien (wieder einmal!) orientalisches Flair in den Pfarrhof. Wie aus Tausendundeiner Nacht erschien auch plötzlich ein kleiner Beduine mit seinem Kamel, das sonderbarerweise Hosen unter seinem Umhang trug... Ein Schlachtengemälde ist die Suite "Tirol 1809" von Sepp Tanzer, das den Aufstand der Tiroler Bevölkerung 1809 gegen die bayrisch-französische Besatzungstruppen zum Thema hat. Deutlich zu vernehmen, wie mit klingendem Spiel die Besatzungstruppen aufmarschieren. Symbolisch für die Unterdrückung der Tiroler Bevölkerung steht den bayerisch-französischen Märschen ein wehmütiges Choralmotiv gegenüber, das zu guter Letzt natürlich triumphal obsiegen wird. Die Schlacht entscheidet sich musikalisch in der Konfrontation des Marsches "Tiroler, lasst uns streiten" gegen die Marseillaise – ganz ähnlich wie in Tschaikowskys ungleich bekannterer "Ouvertüre 1812".


 Nach der Pause gab’s nicht nur was auf die Ohren, sondern auch für die Augen. Nicht nur, dass die Damen des Musikvereins für den zweiten Teil des Konzerts das kleine Schwarze mit einem Dirndl getauscht haben, die Eschbacher Alpinisten präsentierten mit Andreas Schweizer, Martin Rombach und Arnold Scherer gleich drei Solisten, die mit ihren Alphörnern das musikalische Spektrum mit warmen, urigen Klängen bereicherten. Die "Alphornballade" von Dennis Armitage, die Komposition eines Jazzsaxophonisten, gab einen spannenden Einblick in die Klangmöglichkeiten dieses sehr speziellen Instruments. Mit einem Alphorn, so Moderatorin Sophia Läufer, sollen früher die Kühe von der Bergweide in den heimischen Stall gerufen worden sein – bei den Eschbacher Kühen zumindest scheint es nicht funktioniert zu haben, die blieben lieber auf ihrer Wiese.
Mit dem "Glacier Express" (Larry Neeck) nahm der Musikverein seine Gäste in farbigen Bildern auf eine Reise durch die Schweizer Berge mit. Mit zündenden Rhythmen, einprägsamen Melodien und einem enormen Reichtum an Klangfarben vermittelten die Musiker einen tiefen Eindruck von der majestätischen Bergwelt. Der weiche, geschmeidige Klang zweier Flügelhörner (Solisten: Markus Hensler, Lorenz Mühl) stand im Mittelpunkt der Komposition "Musikanten der Berge" von Adolf Angst. Darauf fuhr nicht nur das eine oder andere "Schwarzwaldmädel" (Leon Jessel) ab – das Potpourri aus Leon Jessels gleichnamiger Operette überraschte die Zuhörer mit lange nicht mehr gehörten Hits wie "Mädle aus dem schwarzen Wald", "Wir sind auf der Walz, vom Rhein bis zur Pfalz" oder "Malwine, ach Malwine, du bist wie eine Biene". Mit der inoffiziellen Hymne der Südtiroler, dem "Bozener Bergsteigerlied", beendeten die bestens aufgelegten Musikerinnen und Musiker ihr an Höhepunkten reiches Bergprogramm.


 Als vehement eingeforderte Zugabe gab‘s neben einer Polka gleich zweimal "Rock Mi" von den Alpenrebellen – ein deftiger Genremix aus dem Beat von "We will rock you" (Queen) und einem Schuhplattler. Angesichts der klerikalen Örtlichkeit habe man "auf die Wiedergabe des Textes verzichtet", bekannte Josef Heckle. Egal, "Rock Mi" war auch rein orchestral aufgeführt der Hammer.