Ein effektvoll inszenierter Abend
Weihnachtskonzert des Musikvereins Eschbach mit abwechslungsreichem Programm, Jahrestagen und Ehrungen.
Für 25 Jahre aktives Mitwirken im Musikverein zeichnete der Vorsitzende des Oberbadischen Blasmusikverbandes Harald Bobeth Saxophonistin Melanie Gremmelspacher mit der silbernen Ehrennadel aus. Mit der goldenen Ehrennadel für 50 Jahre Mitgliedschaft wurden Tenorhornist Franz Fräßle (Vater von Jubilarin Melanie Gremmelsbacher) und Saxophonist Manfred Gimbel geehrt.
STEGEN. Leuchtend rote Weihnachtssterne säumten den Bühnenrand, ein großer Schneemann stand an der Seite, von der Decke hingen kunstvoll gebastelte Schneeflocken und Sterne – schon die Bühnendekoration von Melanie Gremmelspacher ließ beim Weihnachtskonzert des Musikvereins Eschbach Erinnerungen an schneereiche weiße Festtage aufkommen. Die Jugendkapelle des Musikvereins eröffnete unter der Leitung von Christian Kolodziej das Konzert und wünschte den zahlreichen Festgästen mit "Feliz Navidad" des puerto-ricanischen Sängers José Feliciano in pulsierenden lateinamerikanischen Rhythmen fröhliche Weihnachten und ein glückliches neues Jahr.
Die Lichter wurden gelöscht, nur vereinzelt leuchteten wie Sterne im Dunkel einige kleine Lichter an den Notenständern, als die Jugendkapelle "The Hanging Tree" aus dem Film "Die Tribute von Panem" anstimmte. Die effektvoll in Szene gesetzte, sich dramatisch steigernde Musik sorgte für Gänsehautmomente im Publikum. Nach den karibischen Rhythmen in dem Lied "Cheerleader" des jamaikanischen Reggae-Sängers Omi wurden die talentierten Jungmusiker erst nach der Zugabe "One Moment in Time" von Whitney Houston von der Bühne entlassen.
Gemäß dem Motto "alle Jahre wieder" erinnerte das Hauptorchester des Musikvereins unter der Leitung von Josef Heckle an diverse Jahrestage, so an den 100. Todestag von Julius Fucik, dem die Musikerinnen und Musiker schwungvoll und walzerselig mit der Ouvertüre zur Oper "Marinarella" gedachten. An den vor 150 Jahren geborenen deutschen Komponisten Paul Linke, dem "Vater der Berliner Operette" (Berliner Luft), wurde mit dem Konzertwalzer "Verschmähte Liebe" erinnert. Auch zwei großen noch lebenden Musikern erwies der Musikverein seine Reverenz: Mit der Ballade "Hinterm Horizont" habe der im Mai 70 Jahre alt gewordene Alt-Rocker Udo Lindenberg "eine Hymne an die Liebe und die Hoffnung, dass endlich alles gut wird" geschrieben, so Moderator Bernhard Schweizer.
Zehn Jahre älter wurde der am 12. Mai 1936 geborene Jazzmusiker Klaus Doldinger, bei dem Udo Lindenberg eine Zeit lang Schlagzeug spielte – so auch in der von Doldinger komponierten "Tatort"-Titelmelodie. Mit einem Medley aus Doldingers bekanntesten Filmmusiken (Tatort, Das Boot, Die unendliche Geschichte, Ein Fall für zwei) ließen die Musiker unvergessene Melodien in einem ausgefeilten Arrangement wieder aufleben.
Großartigen Big-Band-Sound präsentierten Josef Heckle und seine Musikerinnen und Musiker mit einem fulminanten Medley aus den Filmmelodien der beliebten Disney-Klassiker "Die kleine Meerjungfrau", "Aladdin", "Der König der Löwen" und "Die Schöne und das Biest".
Zu der abwechslungsreichen Programmgestaltung gehörte auch ein zeitgenössisches Stück moderner sinfonischer Blasmusik. Die Komposition "Wendepunkte 1-9-8-9" von Siegmund Goldhammer beschreibt mit der Intervall-Folge 1-9-8-9 (Grundton, None, Oktave, None) 27 Jahre nach dem Fall der Mauer die Zeit nach dem Untergang der DDR 1989. Bedrohlich hämmerndes Schlagwerk und spannungsreiche Dissonanzen in einer nicht eindeutig zuzuordnenden Tonart spiegeln die unsichere Zeit und die Hoffnungen nach dem Umbruch wider. Motive aus den Nationalhymnen beider deutschen Staaten mischen sich unter die Anfangstakte zu "Die Gedanken sind frei", die als aufrüttelndes Fanfarenmotiv immer wieder auftauchen.
Einen persönlichen Jahrestag feierten Tenorhornist Franz Fräßle und Saxophonist Manfred Gimbel, die beide seit fünfzig Jahren den Musikverein aktiv prägen. Mit einem Solo für Tenorhorn "Tenoristen-Souvenir" von Georg Mayer gab der Jubilar eine Kostprobe von dem sanft-geschmeidigen Ton, den er seinem Instrument zu entlocken vermochte. In einer eigens für dieses Konzert arrangierten Bearbeitung für Holzbläserensemble und Schlagwerk präsentierte Manfred Gimbel seine eigene Version des Songs "Africa" der Jazzrockgruppe Toto. Zum Programm gehörten auch traditionelle Märsche wie "Alte Kameraden" und der "Maxglaner Zigeunermarsch". Der traurige Hintergrund dieses so schmissigen Marsches ist weniger bekannt als die Komposition selbst, die auf die Sinti-Häftlinge zurückgeht, die im österreichischen Konzentrationslager Maxglan zur Zeit des Naziterrors interniert waren. Mit der "Soul Bossa Nova" von Quincy Jones verabschiedete sich das Ensemble unter großem Applaus.