715 Proben-Tage seit dem Jahr 1905

Der Musikverein Eschbach feiert sein 110-jähriges Bestehen.

STEGEN. Am 31. Dezember 1905 wurde im Gasthaus Löwen der Musikverein Eschbach gegründet und der damalige Bürgermeister Pius Rombach zum ersten Vorsitzenden gewählt. Seit dieser Zeit, nur unterbrochen durch die Wirren der zwei Weltkriege, ist seine musikalische und gemeinschaftsbildende Kulturpflege aus Eschbachs Gemeindeleben nicht mehr wegzudenken.

Diese enge Verbindung wurde 1939 mutig unter Beweis gestellt, als die Nationalsozialisten den Musikern verboten hatten, bei der Prozession an Fronleichnam zu spielen. Unter Protest stellte der Verein das Musizieren komplett ein. Die Instrumente jedoch wurden vom Vorsitzenden und Ratsschreiber Josef Helmle in Sicherheit gebracht, und 1946 begann wieder die geregelte Probenarbeit. 1947 konnte die neuformierte Blaskapelle dann wieder zu Fronleichnam aufspielen.

Das musikalische Niveau muss von Anfang an sehr hoch gewesen sein. Davon zeugen mehrere Auszeichnungen mit der Note "vorzüglich", so bereits 1958 beim Wertungsspiel auf dem Bundesmusikfest in Karlsruhe. Musikalische Nachwuchspflege spielte stets eine große Rolle, so konnte 1970 erstmals eine eigene Jugendkapelle auftreten. Seine erste große Konzertreise unternahm der Verein 1987 nach Berlin, als er für die 750-Jahr-Feier der Hauptstadt als offizieller Vertreter Baden-Württembergs ausgewählt war.

Die Bandbreite der musikalischen Stilrichtungen geht weit über die traditionelle Blasmusik hinaus. Das Repertoire reicht von konzertanten Kompositionen bis zu Bearbeitungen von Pop-Songs und Werken aus Film, Musical, Oper und Operette. Dies ermöglicht Höhepunkte wie die Reihe "Rhapsodie in Air". Im Ambiente des malerischen Pfarrhofs kommt dabei Anspruchsvolles unter einem jeweils anderen Motto zur Aufführung, umrahmt von schauspielerischen Darbietungen.

Nach 110 Jahren musikalischer Kulturpflege war die Feier dieses Jubiläums mit einem dreitägigen Fest in der Eschbacher Halle angemessen. Auftakt war am Freitag ein Abend mit prominenten Gästen. Das Orchester des Musikvereins eröffnete mit einem Medley aus Melodien des italienischen Komponisten Giaocino Rossini und stellte damit sein hohes musikalisches Können unter Beweis. Vorsitzender Harald Rombach zeichnete in der Begrüßung ein Bild der vielfältigen Aktivitäten des Vereins und betonte dessen Selbstverständnis, Verantwortung fürs kulturelle Leben in der Gemeinde zu übernehmen.

Martin Barth, Erster Landesbeamter, überbrachte die Grüße der Landrätin, die als Schirmherrin des Jubiläums verhindert war. Bürgermeisterin Fränzi Kleeb erinnerte sich an den Abend ihres Wahlsiegs, an dem der Musikverein aufgespielt hatte. Obwohl sie noch nicht lange in der Gemeinde sei, habe sie ihn bereits als aktiven und erfolgreichen Verein erlebt, der die Veranstaltungen der Gemeinde bereichere, und sie habe das Gefühl, dass beim MV "alles zusammenpasst – Verein, Vorstand und Dirigent". Ortsvorsteherin Sonja Ernst rechnete vor, dass man seit Bestehen des MV bei Zugrundelegung von einer Musikprobe pro Woche à drei Stunden auf insgesamt 715 Tage Probenzeit komme. Wolfgang Zähringer als Sprecher der Eschbacher Vereine beschrieb das gute und unkomplizierte Miteinander am Beispiel der 900-Jahr-Feier und überbrachte einen Geschenkgutschein.

Drei Generationen musizieren zusammen


Anni Saier vom Oberbadischen Blasmusikverband hob das erfreulich niedrige Durchschnittsalter der Musiker von 24 Jahren hervor. "So ist es möglich, dass beim MV Eschbach drei Generationen zusammen musizieren." Pfarrer Werner Mühlherr und Pater Roman von der Seelsorgeeinheit Dreisamtal zeigten sich dankbar für die stets würdige Gestaltung kirchlicher Ereignisse. Grünen-Abgeordneter Reinhold Pix übergab Harald Rombach eine Einladung für den MV in sein Weingut. Er sei nicht primär aus Wahlkampfgründen hier, sondern aus Freundschaft zum Dirigenten Josef Heckle.

Den ersten Teil des Abends beschloss der Musikverein mit dem Marsch "Die Sonne geht auf". Danach sorgte das Kabarett-Duo "Bure zum Alange" mit deftig-geistreichem Humor für eine Mordsgaudi. Man erfuhr vergnüglich, was sich so alles zwischen einem Wälderbur und seinem hochdeutsch sprechenden Feriengast abspielen kann, aber en passant erlebten die Zwei auch Beamtenwillkür und agrarpolitische Kapriolen. Der Kirchenchor Eschbach trug dann ein eigens für diesen Anlass gedichtetes Lied zur Melodie von "In einem kühlen Grunde" vor.

Am Samstag war beim Moschtfest Tanz zu fetziger Musik angesagt. Die Formation "Lätz rum" heizte mit einer Mischung aus Musikantenstadl, Oldies, Schlager, Rock und Pop dem Publikum ein und sorgte für die richtige Stimmung für die Moscht-Olympiade. Sieben Teilnehmer traten in den Disziplinen Maßkrugstemmen, Wettnageln, Pfundsägen, Moschtglasschieben und Bierdeckelwerfen an. Sieger wurde Tobias Beha aus Waldau.

Nachdem am Sonntag eine Bläsergruppe des Vereins den Festgottesdienst mitgestaltet hatte, traf man sich in der Halle zum musikalischen Höhepunkt des Fests: Die Kapellen des Musikvereins Harmonie Zusenhofen, der Musikverein Wittental, die Eschbacher Jugendkapelle und die Trachtenkapelle Titisee-Jostal sorgten bis in den Abend hinein für gute Laune.