Eschbach entdeckt die neue Welt

Musikverein unternimmt unter Leitung von Josef Heckle einen Streifzug durch Amerika / Stilechte Kulisse im Pfarrhof.

BZ: 12.07.2017

STEGEN-ESCHBACH. Große Töne aus den USA ist man zurzeit ja gewohnt. Zum Glück haben die Vereinigten Staaten akustisch und vor allem harmonisch doch einiges mehr zu bieten. Unter dem Motto "Go West – Ein Streifzug durch Amerika" hatte der Musikverein Eschbach zu einer musikalischen Reise durch die neue Welt geladen.

Eine stilechte Saloon-Tür am Eingang zum Pfarrhof eröffnete den zahlreichen Zuhörern den Blick auf den neuen Kontinent. Ins Auge stach sofort die Freiheitsstatue, die als monumentales Wandbild gemeinsam mit dem nicht minder großen Sternenbanner den zur Bühne umgestalteten Innenhof der Pfarrkirche einrahmte (Deko Melanie Gremmelsbacher). Daneben ein originalgetreuer Indianer-Wigwam nebst Büffel und stolz dreinblickenden Indianern, Sattelzeug, ein Grammophon sowie ein stilecht eingerichteter Saloon und homemade Hamburger mit dem Sternenbanner aus der Küche zauberten eine Atmosphäre von Freiheit und Abenteuer in den kleinen Schwarzwaldort. Der "Häuptling der Musikanten aus Esch-Creek" (also Vorsitzender Harald Rombach) hieß "alle örtlichen Stämme mit ihren Häuptlingen sowie Dirigent Josef Heckle mit seiner Squaw" herzlich willkommen.

Die musikalische Eroberung des Westens begann naturgemäß mit der Entdeckung Amerikas durch Christoph Kolumbus im Jahr 1492. Mit "Conquest of Paradise", der erhaben voranschreitenden Filmmusik von Vangelis, eröffneten die Musiker die Reise durch die neue Welt und demonstrierten, dass sie nicht nur ihre Instrumente beherrschen, sondern obendrein auch ganz gut bei Stimme waren. Rein instrumental hingegen intonierten die Eschbacher Musiker den bewegenden Trauergesang des Indianerhäuptlings Hiawathas, den der tschechische Komponist Antonín Dvoráks in das Largo seiner Sinfonie "Aus der neuen Welt" eingearbeitet hatte, wie Sophia Läufer als Moderatorin des Abends kenntnisreich anmerkte.

Mit "Oregon" des niederländischen Blasmusikkomponisten Jacob de Haan nahm das Orchester Fahrt auf zu einer Bahnreise durch den US-amerikanischen Bundesstaat, die unweigerlich Assoziationen zu Pferdegetrappel, schnaufenden Dampfloks und Lagerfeuerromantik hervorrief. Ebenso plastisch und klangfarbenreich beschrieb Kees Vlak mit den "Western Pictures" den Treck europäischer Siedler durch den Westen, die nach vielen Gefahren und Herausforderungen mit einem hoffnungsvollen optimistischen Thema ihr gelobtes Land erreichten. Optisch bereichert wurde das musikalische Vergnügen durch die Mädels der Line-Dance-Gruppe "Black Forest" aus St. Peter, die als stilechte Cowgirls ihre komplizierten Schrittfolgen auf dem eigens im Pfarrhof verlegten Parkett hinlegten.

Scharf aus der Hüfte geschossen wurde bei der Western-Show der drei Cowboys Joachim Speier, Wolfgang Dietsche und Philipp Hassenboehler sowie Cowgirl Janine Speier – getroffen wurden glücklicherweise nur die als Ziel aufgestellten Blechbüchsen, die Fensterscheiben und die angrenzende Wand des Pfarrhofs blieben wundersamerweise von dem Kugelhagel verschont. Dafür zerlegten die Cowboys mit der Peitsche fachgerecht Zeitungen und Zweige, die einer der Cowboys wagemutig seinem Kumpel entgegenstreckte.

In Cowboy-Kluft mit Stetson, Jeans und Halstuch rüsteten sich die Musiker zum zweiten Teil des Abends und dampften gekonnt in Big-Band-Besetzung mit dem Swing-Klassiker "Chattanooga Choo Choo" von New York City nach Chattanooga in Tennessee. Dass ein Ragtime nicht zwingend auf einem verstimmten Saloonklavier gespielt werden muss, um authentisch zu wirken, bewies der Musikverein Eschbach mit der Blasmusikfassung des "Maple Leaf Rag" von Scott Joplin. In einem Medley aus den bekanntesten Melodien von Leonard Bernsteins Musical "West Side Story" demonstrierte das Orchester sein hohes spieltechnisches Niveau, und mit Pauken und Trompeten (und allen übrigen Instrumenten) intonierte der Musikverein mitreißend die dynamische Titelmusik zur amerikanischen Krimiserie "Hawaii Five-0". Nach dem Marsch "St. Louis Blues" von William Christopher Handy entließen die Musiker das Publikum mit "Go West" von den Pet Shop Boys und "Unter dem Sternenbanner" (Philip Sousa) in die Sommernacht.